“Nachhaltigkeit bedeutet, die Bedürfnisse der heute lebenden Menschen zu erfüllen, ohne dabei spätere Generationen in ihren Fähigkeiten einzuschränken, die eigenen Bedürfnisse zu erfüllen.”
(Brundlandt-Definition)
(Brundlandt-Definition)
Anbieter nennen ihre Finanzprodukte ökologisch, sozial, ethisch, grün, klimafreundlich und verantwortungsvoll. Ursprünglich kommt der Begriff „Nachhaltigkeit“ aus der Forstwirtschaft und bedeutet, nicht mehr Bäume zu fällen, als in einer Generation nachwachsen können. Nachhaltig wirtschaftende Unternehmen sollten also zukunftsorientiert denken und sozial verantwortlich investieren (englisch socially responsible investment, SRI).
Klassische Geldanlagen werden nach den ökonomischen Kriterien Rentabilität, Liquidität und Risiko bewertet. Nachhaltige Geldanlagen beachten zusätzlich noch Aspekte wie Umwelt, Soziales und faire Unternehmensführung (ESG-Kriterien). Die englische Abkürzung steht für Environmental, Social and Governance.
Zu den Entwicklungen nachhaltiger Geldanlagen gibt es jedes Jahr einen Marktbericht von FNG. Lesen Sie den “Marktbericht nachhaltige Geldanlagen 2022”
Das „E“ für Environment = Umwelt und steht z.B. für Umweltverschmutzung oder -gefährdung, Treibhausgasemissionen oder Energieeffizienz Themen.
Das “S” (Social) beinhaltet Themen wie Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, Diversity oder gesellschaftliches Engagement (Corporate Social Responsibility).
Unter Governance („G“) wird eine nachhaltige Unternehmensführung verstanden. Hierzu zählen z.B. Themen wie Unternehmenswerte, Aufsichtstrukturen oder Steuerungs- und Kontrollprozesse (Corporate Governance).
Orientierung im Dschungel der nachhaltigen Anlagen liefern verschiedene Zertifikate wie das FNG-Siegel, die Dow Jones Nachhaltigkeits-Indizes, Morningstar oder EcoReporter Siegel. Allgemein gültige Standards und eine einheitliche Zertifizierung soll es erst ab 2022 geben.
Bekannte Zertifizierungen:
So, wie bekannte Bio-Gütesiegel aus dem Lebensmittelbereich für einfache Wiedererkennbarkeit nachhaltiger Produkte sorgen, ist das FNG-Siegel seit 2015 das führende Label für Finanzprodukte, die Mindestanforderungen und darüberhinausgehende Merkmale einer glaubwürdigen, professionell verwalteten Nachhaltigen Geldanlage erfüllen. Die Prüfung der Fonds leistet ein extern-unabhängiges Audit-Team unter der Verantwortung von Prof. Dr. Timo Busch von der Research Group on Sustainable Finance der Universität Hamburg. Auch die Universität Kassel unterstützt bei der Prüfarbeit des zuletzt stark gewachsenen Labels. Zusätzlich begleitet ein unabhängiges Komitee mit interdisziplinärer Expertise den Prüfprozess.
Die Methodik des FNG-Siegels wurde, dort wo bereits möglich, an die EU-Regulatorik und den bisherigen Stand des noch nicht finalen Zielmarktkonzepts der deutschen Verbände angepasst. Neben der Aufnahme der Tabakproduktion als Ausschlusskriterium, wurde die Toleranzgrenze für den Mindestausschluss zur Kohle-Stromerzeugung von 25% auf 10% gesenkt, um dem CO2-Thema noch besser gerecht zu werden. Die Achtung von Arbeits- & Menschenrechten, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung zählen selbstverständlich zum Mindeststandard. Daneben sind Atomkraft, Kohlebergbau, Fracking, Ölsande sowie Rüstung tabu.
Mehr zum Siegel…
Die erste globale und Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigende Aktienindex-Familie wurde schon 1999 von S&P Dow Jones Indices und RobecoSAM unter dem Namen Dow Jones Sustainability Indizes (DJSI) aufgelegt und ist heute einer der bekanntesten Vergleichsmaßstäbe für nachhaltige Kapitalanlage. Für die Indizes werden Unternehmen ausgewählt, die gemäß eines eigens definierten “Total Sustainability Scores” die besten Werte innerhalb eines Sektors aufweisen (“Best-in-class). Einmal jährlich erfolgt eine Anpassung der Indexzusammensetzung, in deren Zuge im September 2019 beispielsweise Alphabet aufgenommen und Royal Dutch Shell aus dem Index entfernt wurde. Der DJSI World listet die zehn Prozent besten Unternehmen aller Branchen, in den DJSI Stoxx kommen die 20 Prozent Branchenbesten.
Das Morningstar Sustainability Rating für Fonds liefert, vereinfacht gesagt, eine aggregierte Übersicht über die Nachhaltigkeit der Unternehmen in einem Wertpapierportfolio. Es misst, wie diese Unternehmen die mit umweltbezogenen, sozialen und Governance-Fragen zusammenhängenden Chancen und Risiken managen. Basierend auf einem Scoring-Modell, das sich zwischen 0 und 100 Punkten bewegt, werden folgende Rating-Stufen ermittelt, die mit Weltkugel-Symbolen (Globen) verdeutlicht werden:
1 Globus: „niedriges Rating
2 Globen: „unterdurchschnittlich“
3 Globen: „durchschnittlich“
4 Globen „überdurchschnittlich“
5 Globen „hoch“
Der Brancheninformationsdienst ECOreporter hat 2013 ein eigenes Siegel auf den Markt gebracht. Das Label wird für ein Jahr in den drei Kategorien Banken, Anlageberatungen, Finanzprodukte verliehen. Bei Banken etwa wird geprüft, ob Kredite, Eigenanlagen und Investmentprodukte bestimmte Ausschlusskriterien und Toleranzgrenzen besitzen. Wer das Siegel erhalten möchte, muss zudem bei Investitionen in Aktien oder Anleihen Gentechnik, Tierversuche, Glücksspiele und Suchtmittel ausschließen.
1992 wurde auf dem Umweltgipfel in Rio de Janeiro ein globales Aktionsprogramm, die “Agenda 21” verabschiedet – der Beginn einer nachhaltigen Ära. Darin werden fast alle entwicklungsrelevanten Aspekte behandelt: Armutsbekämpfung, Geschlechtergleichheit, Berücksichtigung der Interessen indigener Völker, Partizipation gesellschaftlicher Gruppen am politischen Prozess, Klimaschutz, Artenschutz, Schutz der Trinkwasserreserven etc. Jeder der über 170 Unterzeichnerstaaten erklärt sich bereit, das Leitbild national in allen Politikbereichen unter Beteiligung von Gesellschaft und Wirtschaft umzusetzen. Auch Deutschland hat unterzeichnet.
Außerdem wurden die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen vereinbart mit dem Ziel, die Emissionen von Treibhausgasen bis zum Jahr 2000 auf das Niveau von 1990 zu reduzieren (Text der Konvention). Seit 1995 finden als Institution der Klimarahmenkonvention die UN-Weltklimakonferenzen (United Nations Climate Change Conferences, Conference of Parties, COP) jährlich an wechselnden Orten statt, erster Tagungsort 1995 war in Berlin.
Im September 2015 wurde in New York die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung von den Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen einstimmig verabschiedet. Mit der Agenda 2030 hat sich die Weltgemeinschaft 17 Ziele (Sustainable Development Goals, SDGs) für eine sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Entwicklung gesetzt.
Mit 17 Nachhaltigkeitszielen, welche bis 2030 zunehmend umgesetzt werden sollen – wurde einen Fahrplan für die Zukunft geschaffen. Die Agenda umfasst ökonomische, ökologische und soziale Entwicklungsaspekte – der Start einer zunehmenden Transformation innerhalb der Finanzindustrie in Richtung “Nachhaltiger Geldanlagen”.
Auf der Pariser Klimakonferenz (COP21) am 12. Dezember 2015 wurde in Paris wurde Geschichte geschrieben: Nach vielen Jahren intensiver Verhandlungen haben sich alle Staaten dazu verpflichtet die Weltwirtschaft auf klimafreundliche Weise zu verändern. Das ist ein historischer Schritt – nach der bisherigen Regelung im sogenannten Kyoto-Protokoll waren nur einige Industriestaaten dazu verpflichtet, Emissionen zu senken.die Erderwärmung auf unter zwei Grad Celsius und möglichst unter 1,5 Grad Celsius zu halten und die Weltwirtschaft auf klimafreundliche Weise zu verändern und damit den Klimawandel wirksam zu begrenzen.
Der “Europäische „Green Deal“ ist das große Vorzeigeprojekt der Europäischen Union in Sachen Klimaschutz – bis 2050 will die EU emissionsfrei werden. Dieser Fahrplan wurde am 11. Dezember 2019 vorgestellt und darin beschrieben, wie die Wirtschaft in der EU nachhaltiger gemacht werden soll. Der europäische Grüne Deal legt dar, wie Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent gemacht werden kann, indem die Konjunktur angekurbelt, die Gesundheit und die Lebensqualität der Menschen verbessert und die Natur geschützt wird.
Der europäische Grüne Deal erstreckt sich auf alle Wirtschaftszweige – Verkehr, Energie, Landwirtschaft und Gebäude sowie die Stahl-, Zement-, IKT-, Textil- und Chemieindustrie.
Der europäische Grüne Deal Fahrplan:
Der Europäische „Green Deal“ ist das große Vorzeigeprojekt der Europäischen Union in Sachen Klimaschutz – bis 2050 will die EU emissionsfrei werden (siehe oben beschrieben). Dass das nicht ohne den Finanzsektor geht, hat die Politik erkannt – und im März 2018 einen EU–Aktionsplan für nachhaltige Finanzen vorgestellt, das die Europäische Kommission und ihre EU-Agenda für den Klimaschutz und eine nachhaltige Entwicklung unterstützt. Der Aktionsplan für ein nachhaltiges Finanzwesen ist Teil der Bemühungen der Kapitalmarktunion, Finanzfragen und die spezifischen Erfordernisse der europäischen Wirtschaft zum Nutzen des Planeten und unserer Gesellschaft miteinander zu verknüpfen.
Der Klimaschutzplan wurde im November 2016 von der Bundesregierung verabschiedet und setzt in Deutschland das Pariser Abkommen um.
„In Deutschland wollen wir die weiteren Reduktionsschritte im Lichte der europäischen Ziele und der Ergebnisse der Pariser Klimaschutzkonferenz 2015 bis zum Zielwert von 80 bis 95 Prozent im Jahr 2050 festschreiben und in einem breiten Dialogprozess mit Maßnahmen unterlegen (Klimaschutzplan).“
Er zeigt die notwendigen Entwicklungspfade in den verschiedenen Sektoren, wie Verkehr, Gebäude, Kleinindustrie, Landwirtschaft und Abfall, führt erste Maßnahmen zur Umsetzung auf und etabliert einen Prozess zum Monitoring und zur Weiterentwicklung der Maßnahmen. Inhalt sind gemeinsam mit den Bundesländern, Kommunen, Verbände sowie Bürgerinnen und Bürger erarbeitete Vorschläge für strategische, bis 2030 wirkende Klimaschutzmaßnahmen, sowie weitere Ausarbeitungen der Bundesregierung und Ergebnisse wissenschaftlicher Studien und Szenarien.
Das erste große Mittelfristziel ist das Senken der Treibhausgasemissionen in Deutschland bis 2030 um mindestens 55 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990.
Mit der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie werden die Ziele für nachhaltige Entwicklung (engl.: Sustainable Development Goals – SDG) der Vereinten Nationen, die sogenannte „Agenda 2030“, in eine nationale Strategie überführt.
2002 – Erstellung einer nationale Nachhaltigkeitsstrategie
2016 – Umbenennung in Deutsche Nachhaltigkeitstrategie und grundlegende Überarbeitung (vor dem Hintergrund der im September 2015 in Paris verabschiedeten Agenda 2030)
2017 – Verabschiedung der Strategie durch die Bundesregierung
2018 – Aktualisierung der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie durch die Bundesregierung, mit dem Ziel, den Nachhaltigkeitsgedanken in allen Politikfeldern weiter zu stärken und die Strategie kontinuierlich und ambitioniert weiterzuentwickeln.
Die Nachhaltigkeitsstrategie legt Maßnahmen Deutschlands zur Umsetzung der 17 SDGs auf drei Ebenen vor:
Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) sind politische Zielsetzungen der Vereinten Nationen (UN), die der Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene dienen sollen. Die Ziele traten am 1. Januar 2016 mit einer Laufzeit von 15 Jahren (bis 2030) in Kraft. Im Unterschied zu den MDGs (Millenniums-Entwicklungsziele), die insbesondere Entwicklungsländern galten, gelten die SDGs für alle Staaten.
Der Schutz des Klimas ist eine zentrale Herausforderung unserer Zeit. Denn der Ausstoß von CO2 bei der Stromerzeugung, bei der Heizung von Gebäuden, im Verkehr und von der Industrie trägt entscheidend zur Erderwärmung bei. Deutschland setzt vor allem auf den zunehmenden Einsatz von erneuerbaren Energien und eine Steigerung der Energieeffizienz. Das ehrgeizige Ziel der Bundesregierung: Die klimaschädlichen CO2-Emissionen bis 2050 um 80 bis 95 Prozent zu senken.